Das Gewerbe soll «Machen» können
Wirtschaft und Politik interessieren ihn seit jeher. Heute setzt er sich für die Region, freiheitliche Rahmenbedingungen und bürgernahe Lösungen ein. Philipp Härri – ein (politischer) Macher.
Bereits als junger Bub las er Zeitung. Später nicht nur den Sportteil. Noch etwas später entschied er sich, Wirtschaft (M. A. HSG) zu studieren und diplomierter Wirtschaftsprüfer zu werden. Seit Mitte 2022 ist er als Leiter Treuhand sowie als Mandatsleiter Wirtschaftsprüfung bei der Gruber Partner AG in Aarau tätig, wo er seit 2015 arbeitet. Zuvor engagierte er sich im Vorstand der Jungfreisinnigen Aarau–Lenzburg–Kulm, davon zwei Jahre als Präsident. Seit 2022 setzt er sich als Reinacher Gemeinderat (FDP) – mit den Ressorts Finanzen, Steuern und Volkswirtschaft – für die Lokalpolitik und seine Region ein. Philipp Härri wurde 1990 geboren und wohnt in Reinach.
Philipp Härri im Interview
Was macht für Sie ein «Macherbetrieb» aus?
Er verwaltet nicht, er gestaltet. Er sieht Chancen und geht Risiken bewusst ein. Mit Innovation schafft er etwas Besonderes – auch im Kleinen. Oft sind es Gewohnheiten, die einen Betrieb träge machen. Die Pandemie hat gezeigt, dass ein schnelles Umschalten jederzeit möglich ist. Man denke an die Take-away-Umstellung vieler Restaurants oder das Homeoffice.
Haben Sie ein Lieblingsunternehmen in der Region und wenn ja, warum?
Da gibt es einige. An dieser Stelle möchte ich die beiden grossen produzierenden Betriebe Kaltband AG und Fischer Reinach AG erwähnen. Beides sind familiengeführte Unternehmen, die am Standort Reinach derzeit in generationenübergreifende Grossprojekte investieren. Davon profitieren wiederum viele Zulieferer, Kleinbetriebe und letztlich die ganze Region. Das ist eindrücklich.
Was verbindet Sie mit dem Gewerbe?
Es ist letztlich das Rückgrat unserer Gesellschaft. Es schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Tagesstrukturen. Es setzt die Menschen und ihre Bedürfnisse ins Zentrum. Es geht um ein gesellschaftliches Ganzes, also auch um Werte – und nicht bloss darum, Geld zu verdienen.
Wo sehen Sie aktuell die grössten Herausforderungen für regionale Betriebe?
Nebst den aktuellen Lieferschwierigkeiten, welche vom internationalen Geschehen abhängig sind, sehe ich die grösste Herausforderung beim Fachkräftemangel. Wer intern investiert, langfristig plant und die Mitarbeitenden bei Laune hält, schafft eine gesunde Basis, um einer Fluktuation entgegenzuwirken.
Sie sind Wirtschaftsprüfer in einer Aarauer Unternehmung. Welche Veränderungen begegnen Ihrer Branche?
Das Treuhandwesen sieht sich mit der Digitalisierung konfrontiert. Hier geht es um Datenzugriff und Datenaustausch, auch mit der Kundschaft. Wo früher Ordner und Koffer im Einsatz waren, bilden heute das Notebook und die Daten-Cloud den beruflichen Alltag. Die IT nimmt einen hohen Stellenwert ein. Das zweite Thema ist der Arbeitsmarkt, der zunehmend ein «Arbeitnehmermarkt» geworden ist. Hier gilt es, neue Anreize zu schaffen, attraktiv zu werben und – vor allem – die Leute zu behalten.
Und welche Beobachtungen in der KMU-Entwicklung machen Sie als Gemeinderat von Reinach?
Mir wurde die grosse Bedeutung der Raumplanung für das Gewerbe bewusst. Weil der Boden immer knapper wird, wächst die Herausforderung, miteinander unbürokratische Lösungen für gute Bau- und Nutzungsordnungen zu finden.
Wo liegen die Stärken der regionalen KMU?
Der persönliche Aspekt: Man hat eine Ansprechperson, einen Service. Und die kurzen Wege: von der Entscheidung über die Beschaffung bis zur Auslieferung. Regionale KMU sind flexibel und agil. Zudem kann man miteinander reden, sich vernetzen. Das gilt auch für die Gewerbetreibenden untereinander sowie für Mitbewerber. Das ist eine grosse Chance unseres liberalen und regionalen Markts.
Welches sind die Chancen für das Gewerbe? Wagen Sie einen Zukunftsblick?
Aktuell bestehen viele Unsicherheiten. Auch als lokaler Akteur ist man vom Weltgeschehen abhängig. Ich sehe die Chance darin, dass sich die Betriebe immer wieder hinterfragen und neu erfinden können. Oder darin, sich die Frage zu stellen, ob der Kundennutzen noch gegeben ist oder ob neue, vielleicht auch unkonventionelle Wege beschritten werden müssen. Insgesamt stimmt mich das regionale Gewerbe optimistisch, weil es immer wieder gezeigt hat, zu welchen positiven Leistungen es fähig ist.
Wie setzen Sie sich als Politiker für Gewerbebetriebe ein?
Als Liberaler liegen mir viel Gestaltungsmöglichkeit, wenig Regulierung und eine gesunde Portion Pragmatismus am Herzen. In meinem Amt initiiere und unterstütze ich alles, was Gewerbetreibenden in diesen Bereichen hilft, sich möglichst wenig mit Verwaltung beschäftigen zu müssen, sondern stattdessen «Machen» zu können.
Ein abschliessender Satz zum Lezgo-Magazin?
Ein sympathisches modernes Projekt, zu dem ich euch gratuliere und viel «fruchtenden» Erfolg wünsche.
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