1. Ausgabe, Juli 2022 – Lezgo-Reportage
Emil Zurgilgen, Muhen

Dieser Mechaniker ist ein echter Macher

Griffwechsel mit Druckluft.

Er hätte viele Gründe, um gar nicht erst zu arbeiten. Berechtigt wären sie allemal. Doch er entschied sich gegen die Mitleidsseite und für die Gewinnerseite.

Vor der Werkstatt steht sein weisser Bus. Er ist also da. Von drinnen ertönt gut hörbar flotte Musik. Emil – im Mundwinkel eine Zigarillo – arbeitet gerade an einem Mofa. Das mit der Mofa-Reparatur sei aber eine Ausnahme, wie er betont. Mit Velos und Mofas fing er vor 20 Jahren an. Heute konzentriert er sich auf die Reparatur von Gartengeräten und -maschinen. Dies inzwischen auch schon seit über zehn Jahren. Ein Kunde betritt die Werkstatt, um ein Velo abzuholen. Es sei fast fertig, antwortet Emil, der rasch sein Werkzeug wechselt und eine letzte Unschönheit am Lenker behebt.

Stets serviceorientiert: Emils Werkstatt.

Vielseitige Dienstleistungen
Emils Werkstatt in Muhen ist direkt an der Hauptstrasse gelegen. Seit 2002 bietet er hier seine Dienstleistungen rund um mechanische Reparaturen an. Auch ein Rasenmäh-Service, Hauswartungen sowie ein Winterdienst gehören zu seinem Angebot. Kunden sind Private und Liegenschaftsverwaltungen aus der Region – derzeit von Schöftland bis Gränichen. Wieder schaut ein Kunde vorbei. Er erkundigt sich nach seinem Rasenmäher. Die Zündspule müsse er nochmals nachbestellen, gibt Emil zur Antwort. Er schaue in der Zwischenzeit für einen Ersatzrasenmäher und gebe Bescheid. Auch dieser Kunde verlässt zufrieden Emils Werkstatt.

Kunde Roger Koch aus Muhen dankt Emil für die zuverlässig ausgeführte Reparatur.

Handicap
Das alles ist nicht selbstverständlich. Denn Emil Zurgilgen kam mit einem «cerebralen Handicap» zur Welt. Er arbeitet schon sein ganzes Leben lang und wohnt selbständig. Während er ein Prüfgerät zeigt, mit dem er elektronische Komponenten auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft, erzählt er, dass die grössten Probleme nicht das Handicap an sich, sondern die Gesellschaft mit sich bringe. Aufgrund seiner körperlich sichtbaren und seiner sprachlich hörbaren Beeinträchtigung schliessen die Leute oft unwissend – und zu Unrecht – auf fehlende kognitive Intelligenz. Doch davon hat Emil reichlich, was sich nicht nur an seinem hohen technischen Verständnis, sondern auch an seiner Sicht auf die Dinge zeigt. Wer einen Moment Zeit mitbringt, um Emil zuzuhören, wird erstaunt sein.

Nebst seiner Werkstatt arbeitet Emil 60 Prozent als Chauffeur und Lagerist bei der Stiftung Wendepunkt. Der Vertrag ist unbefristet. Arbeit, das gebe ihm Kraft und Verantwortung. Gleichzeitig sei sie seine Therapie. Er musste mit den Behörden immer wieder kämpfen, damit er arbeiten durfte. Ein selbstbestimmtes Leben leben durfte. Keine Ergänzungsleistungen beziehen musste. Den Preis, länger zu arbeiten, um seine Freiheit zu behalten, bezahle er gerne. Er fühle sich jung und seinen Humor habe er immer behalten, lacht der sympathische Emil und wendet sich der nächsten Reparatur zu.

Emil Zurgilgen

Zur Person
Seine Ausbildung zum Mechaniker schloss Emil Zurgilgen 1976 in der Stiftung Brändi in Horw ab. Bis 1978 war er dort Maschinist in der Gemüsegärtnerei. Dann kam er nach Oberentfelden und seit 1981 ist er in Muhen wohnhaft. Emil liebt seinen Hund Prinz, Volksmusik und Zigarillos. Er sei so weit zufrieden. Emils grösster Wunsch ist, dass er weiterhin bei guter Gesundheit bleiben darf. Er möchte so lange wie möglich selbständig leben und arbeiten.

Das Lezgo-Team ist tief beeindruckt von dir, lieber Emil. Wir danken dir herzlich für die Möglichkeit, diese Reportage über dich publizieren zu dürfen. Sie ist unser Geschenk für dich zu deinem 65. Geburtstag. Möge dein Beispiel anderen Betroffenen Mut machen – und gewissen Menschen die Augen öffnen.

Emils Werkstatt
Emil Zurgilgen
Tannackerstrasse 2
5037 Muhen

062 723 44 03
emils-werkstatt@bluewin.ch
emils-werkstatt.ch

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