Weshalb es wichtig ist, regionale Anbieter zu berücksichtigen
Als Liberale durch und durch schlägt ihr Herz für die Wirtschaft. Maja Riniker erklärt, warum sie eine einzelne Schraube glücklich macht – und welchen Tipp sie für Konsumenten in der Lezgo-Region bereithält.
Maja Riniker ist Nationalrätin und als aktuell 2. Vizepräsidentin des Nationalrates auf dem Weg zur Nationalratspräsidentin. Sie ist Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission und Stellvertreterin in der Redaktionskommission des Nationalrates. Die studierte Betriebsökonomin FH wurde 1978 geboren, ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt mit ihrer Familie in Suhr. Verwurzelt ist Maja Riniker im Aargau, ihre Heimatorte sind Lenzburg, Habsburg und Villigen.
1978 in Aarau geboren, in Lenzburg aufgewachsen und dort die Primar- und Bezirksschule besucht, absolvierte Maja Riniker anschliessend eine kaufmännische Lehre mit Berufsmaturität beim damaligen Schweizerischen Bankverein in Aarau. Es folgten ein Auslandaufenthalt in den USA sowie Arbeitsjahre in Banken und in der Unternehmensberatung mit berufsbegleitendem Fachhochschulstudium in Zürich. Von 2009 bis 2015 war Maja Riniker im Unternehmensstab der Psychiatrischen Dienste Kanton Aargau (PDAG) für das Projektmanagement tätig. In den Jahren 2016 bis 2018 leitete sie die Geschäftsstelle der Aargauer Diabetes-Gesellschaft. Von 2013 bis 2020 führte sie die Finanzen und Buchhaltung einer Arztpraxis. Von 2013 bis 2019 war sie Mitglied im Grossen Rat des Kantons Aargau und Präsidentin der Kommission für Öffentliche Sicherheit (SIK).
Maja Riniker im Interview
Was macht für Sie ein «Macherbetrieb» aus?
Primär nimmt er das Risiko auf sich, etwas zu tun, zu unternehmen. Unternehmerinnen und Unternehmer sind für mich Personen, die Innovation sehen, Marktlücken erkennen sowie an das Potenzial ihrer Ideen glauben. Sie glauben aber auch an sich selbst und an ihr Team, gehen voran, ermöglichen, befähigen. Ein Macherbetrieb ist erfolgreich und sorgt für Nachwuchs, indem er Lehrlinge ausbildet.
Haben Sie ein Lieblingsunternehmen in der Region und wenn ja, warum?
Der Jost in Suhr! Da bekomme ich eine einzelne Schraube – und muss nicht ein ganzes Paket kaufen, das dann unnütz herumliegt. Und ich werde erst noch persönlich beraten. Weltklasse! Ich bevorzuge es zudem, beim Gemüsehändler und Metzger im Ort einzukaufen. Auch das Pfister-Center in Suhr und seine Stiftung schätze ich sehr. Ist es doch eindrücklich, welche Entwicklung dieses Unternehmen gemacht hat und welches Angebot heute besteht. Generell bin ich vom Wirtschaftsstandort Aargau mit seinen unzähligen Familienunternehmen und deren Vielseitigkeit und Ideenreichtum begeistert. Deshalb ist es so wichtig, den Standort Aargau zu fördern und gut zu den Betrieben zu schauen. Sie sind unser Kapital.
Was verbindet Sie mit dem Gewerbe?
Ich bin Konsumentin und stehe als Liberale und Bürgerliche fürs Gewerbe und das Unternehmertum ein, indem ich die Bedürfnisse aufnehme und politisch bearbeite. Zum Beispiel habe ich noch nie eine Steuererhöhung unterstützt.
Wo sehen Sie aktuell die grössten Herausforderungen für regionale Betriebe?
Da gibt es aktuell gerade einige. Die Nachfolgeregelung ist für viele Firmen sicherlich eine grosse Herausforderung. Auch wenn ein Unternehmen expandieren will, kann dies aufgrund der immer knapper werdenden Landreserven schnell zu einem Problem führen. Der Fachkräftemangel tut sein Übriges dazu. Hinzu kommen die Inflation, die steigenden Preise und Lieferschwierigkeiten von Rohmaterialien. Plötzlich können Schweizer Unternehmen, die für ein hohes Mass an Qualität stehen, nicht mehr zuverlässig liefern. Das sorgt für erhöhte Anforderungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation, um bei der Kundschaft Verständnis schaffen zu können. Das ist anspruchsvoll. Hier ist die Politik angehalten, bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Betriebe planen, investieren und florieren können. Hierfür setze ich mich mit meiner politischen Arbeit täglich ein.
Was treibt Sie in Ihrem politischen Schaffen an? Woher nehmen Sie die Energie?
Die Wirtschaft hatte schon immer einen hohen Stellenwert in meinem Leben. Sie ist der Antrieb der Gesellschaft, ermöglicht Arbeitsplätze und ist der Garant unseres Wohlstandes. Etwas selbst zu tun, das Risiko zu übernehmen. Ich bin der festen Überzeugung, dass nichts einfach gegeben ist und Leistung erarbeitet werden muss. Das leichtfertige Rufen nach dem Staat im Sinne einer «Vollkasko-Mentalität» stört mich als Politikerin. Meine Energie tanke ich zu Hause und im Austausch mit anderen Menschen. Ich erachte es als enormes Privileg, sich in einer Gesellschaft zu engagieren. Sei dies in einem örtlichen Verein oder in Bundesbern.
Wie setzen Sie sich für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein?
Gerade als Frau ist es mir ein Anliegen, dass noch mehr Teilzeit-Stellen zur neuen Normalität werden. Aber auch, dass die Tagesstrukturen – damit meine ich das Zusammenspiel zwischen Staat, Privaten und Unternehmen – in der Schweiz verbessert werden. Hier hinken wir massiv hinterher. Bleibt man als Mensch wandlungsfähig, interessiert und offen, hat man meines Erachtens immer die besseren Chancen.
Ein Wort an die Konsumentinnen und Konsumenten?
Ja, einen wichtigen Tipp: Die Wertschöpfung in der Region behalten. Wenn regional konsumiert wird, schafft dies auch Arbeitsplätze in der Region. Wenn die Arbeitnehmenden dann oft noch in der Region wohnhaft sind, verkürzt dies die Arbeitswege, entlastet den verstopften Strassenverkehr und hilft der Umwelt. Konsumiere ich regional, pflege ich persönliche Beziehungen. Und seien wir doch ehrlich: Diese sind durch nichts zu ersetzen. Wer weniger Einkommen hat, gelangt heute dank guter Apps wie «To Good To Go» auf einfache Weise an gute und kostengünstige Produkte.
Sie leisten ein enormes Pensum. Wie bringen Sie alles unter einen Hut?
Viel, viel gute Organisation (lacht).
Und wie gelingt diese?
Ich mache die ganze Terminplanung selbst. Das bedarf einer straffen Agenda und einer hohen Selbstdisziplin. Ein Beispiel: Zweimal wöchentlich treibe ich Sport. Damit das funktioniert, schreibe ich die Termine zwingend in meinen Kalender. Meine Familie unterstützt mich zudem grossartig. Wir sind «Team Riniker».
Wo liegen die Stärken der regionalen KMU?
Bei den kurzen Wegen, der persönlichen Beratung, der hohen Qualität. Das ist die Schweiz.
Welches sind die Chancen für das Gewerbe? Wagen Sie einen Zukunftsblick?
Ein Lichtblick ist die Digitalisierung. Sie eröffnet neue Möglichkeiten für Kommunikation und Vertrieb. Weiter erachte ich es als wichtig, sich in der analogen Welt gut zu vernetzen und auch Kooperationen einzugehen. Vereine mögen manchmal veraltet erscheinen, doch darf man die Kraft eines Verbandes als gewichtige Stimme nicht unterschätzen. Wichtig ist auch, dass den Unternehmen nicht noch mehr Bürokratie aufgeladen wird.
Soll ein Gewerbe voll auf die Digitalisierung setzen? Welche Tipps geben Sie Gewerbetreibenden diesbezüglich an die Hand?
Vielleicht nicht ausschliesslich, aber überall dort Hürden abbauen, wo es der Kundschaft Dinge erleichtert und wo es für das Unternehmen Aufwand reduziert. Prozesse digitalisieren ist oft gar nicht so komplex, wie das anfänglich klingen mag. Wer heute online nicht gefunden wird, hat in der Regel das Nachsehen. Es ist daher wichtig, in eine aktuelle Webseite, einen zeitgemässen Online-Shop oder in frische Online-Werbung zu investieren. Hier gibt es Profis und ans Budget angepasste Lösungen. Anfangen ist wichtig!
Ein abschliessender Satz zum Lezgo-Magazin?
Das Lezgo zeichnet sich durch einen hohen Qualitätsanspruch aus und es stammt aus dem Aargau, von Aargauer Macherinnen und Machern. Genial!
Herzlichen Dank für das inspirierende Interview.
Hier finden Sie Maja Riniker online: